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TRANSFER

Faces of Disappearance/
Gesichter des Verschwindens

Transfer/ Video Performance

Als eine performative Expedition realisierte Natalija Ribovic im Rahmen des‚ Transfer Projekt Damaskus‘ 2003 die Arbeit Transfer, die im selben Jahr in der Kunsthalle Wien gezeigt wurde. Dafür reiste die Künstlerin ins antike Palmyra, jene Wüstenstadt in Syrien, deren historische Denkmäler inzwischen zu einem großen Teil den Zerstörungen des IS zum Opfer gefallen sind. Dass die Bilder, die Ribovic‘ Video zeigt, inzwischen nicht nur für die persönliche Biografie der Künstlerin einen traurigen historischen Status erlangt haben, ist ein nicht vorhersehbar gewesenes Begleitphänomen ihres Unternehmens. Die Künstlerin hat ihr Vorhaben so beschrieben: Auf einer Anhöhe vor Palmyra lade ich einen Schafe hütenden Beduinen zu einem Spaziergang ein. Wir folgen uns abwechselnd in weiten Kreisen.

Wir können unsere Sprachen nicht verstehen.

Sind wir anpassungsfähig oder nicht? Anpassungsfähig

an was? An andere humane Wesen? An die Umgebung?

An uns selbst..? Transfer ist so wenig eine politische Arbeit wie Natalija Ribovic eine politische Künstlerin ist. Dennoch ist die Brisanz darin enorm. Ribovic‘ Intention war diejenige eines radikalen soziokulturellen Experiments: Zwei einander gänzlich unbekannte Personen, die nichts voneinander wissen, verbal nicht kommunizieren können, vollkommen entgegengesetzten kulturellgesellschaftlichen Zusammenhängen entstammen und ohne jede vorhergehende Information und Ankündigung zum ersten und einzigen Mal auf-einandertreffen, sollen miteinander in einen Dialog treten (ein von der Künstlerin engagierter, mitgereister Dolmetscher zur initialen Ansprache war neben der Kamerafrau die einzige Begleitperson). Dass der von ihr

angesprochene Fremde sich auf die Bitte der Künstlerin einfließ, zeigt das Video eindrucksvoll. Es bleibt in der

Ausstellungspräsentation bewusst unvertont, die Bilder sollen sprechen, und sie tun es. Die Gedanken der wortlos miteinander für kurze Zeit in einen Austausch Tretenden bleiben unentschlüsselt. Das filmische Bild zeugt jedoch von einer möglichen humanitären Kommunikation, die auf Tolerierung, Respekt und wechselseitiger Anerkennung jenseits insistierender Botschaften beruht.

Dr. Thomas Elsen, Museumsleiter, H2 - Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast, Augsburg

Ausstellende KünstlerInnen: Breda Beban, Sophie Calle, Brian Mckee, Natalija Ribovic, Larry Sultan, Olaf Unverzart u.a.

Transfer. Palmyra, Syrien/Syria 2004/2015 VHS-Video Colour, 4 min 30 sec. Courtesy Natalija Ribovic. Sammlung H2

http://kunstsammlungen-museen.augsburg.de/faces-of-disappearancegesichter-des-verschwindens,126

© Video still by Natalija Ribovic

H2- ZENTRUM FÜR GEGENWARTSKUNST,

IM GLASPALAST IN AUGSBURG

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